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Eine Oase am Zürichsee

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Eine Oase am Zürichsee

Wunderbare Deko, grossartige Musik, Lethargy 2011. Alle Bilder: Luka Beluhan

Wunderbare Deko, grossartige Musik, Lethargy 2011. Alle Bilder: Luka Beluhan

Lethargy, Rote Fabrik, 13.8.2011

Eine wahrlich fantastische Dekoration, vier unterschiedliche Stages, eine Überraschung auf dem Dach und ein Sonnenaufgang, der keine Wünsche übrig liess: Die Lethargy 2011 im nahaufnahmen.ch Rückblick.

Rund um das Seebecken zelebrieren am Nachmittag und frühen Abend angeblich 900 000 den kollektiven Exzess, es wird buchstäblich bis zum Umfallen gefeiert, das Wummern der Technobeats scheint allgegenwärtig und endlos. Lovemobiles, Future Stage, Bellevue Stage, Main Stage und wie sie alle heissen, pauken pausenlos um die Wette. Carl Cox hier, Boyz Noise da, Friedas Büxe Clubbühne nochmals woanders. Aufgepasst! Sonst wird einem schwindelig. Der nachmittägliche Technokarneval löst sich gegen Mitternacht langsam auf und hinterlässt ein Schlachtfeld, das sogar Neapel blass aussehen lassen würde.

Ein pulsierender Ruhepol

Wie anders präsentiert sich da die Rote Fabrik. Bedingt durch den gleichzeitigen Ansturm all jener, die gerne am See weiterfeiern möchten, gibt es kurzzeitig etwas Hektik vor dem Eingang, doch ist man einmal drin, wartet ein verträumt schön gestaltetes Fabrikgelände. Wie jedes Jahr war den Lethargy Machern keine Mühe zu gross, um aus Aktionshalle, Clubraum, Ziegel und Fabriktheater ein Potpourri aus visuellen Reizen und elektronischer Clubmusik zu kochen. So geht auch hier beatmässig die Post ab, aber es ist ungemein relaxter, als während der Parade. Trotz vollem Haus hat es Platz, es herrscht kein Gedränge und die Musik spielt sich, mit einer Ausnahme (dazu später), drinnen ab.

Auf dem Fabrikgelände gibts überall etwas zu bestaunen.

Auf dem Fabrikgelände gibts überall etwas zu bestaunen.

So wird der Platz am See vor dem Ziegel oh Lac zu einer grossen Chillout Zone, ausgestattet mit wunderschön ausgeleuchteten Bäumen und dem Vollmond, der über dem Wasser leuchtet. Eine kleine kreative Oase. So fühlt sich die Lethargy irgendwie an, wenn Zürich am Streetparade Wochenende zu einer gigantischen Technowüste anwächst.

Brandt Brauer Frick zum Zweiten!

Wer am Glastonbury, Coachella, Sonar und Melt!-Festival spielt, der darf natürlich auch an der Lethargy nicht fehlen. So machte das deutsche Trio, welches nach eigener Aussage mal schauen wollte, was passiert wenn sie „Techno, mit Jazz und moderner Klassik mischen“ in der prächtig dekorierten Aktionshalle den Anfang. Welch ein Kontrast zum Vorabend im KKL in Luzern. Ein zehnköpfiges Orchester sorgte dort für die passenden Töne, was musikalisch äusserst hochstehend war, jedoch ab und zu etwas Wucht vermissen liess. Hier jedoch standen die Herren nur zu dritt auf der Bühne, Paul Frick in der Mitte und zuständig für die Elektronik, Daniel Brandt für die Percussion und Jan Brauer an den Keys neben ihm. Von fehlender Wucht keine Spur! Keys und Percussion verliehen dem technoiden Set das gewisse spielerische Etwas, dennoch erkannte man die Klassikmusiker vom Vorabend kaum wieder. Einen solchen Wandel spielend zu vollziehen und auf beiden Bühnen einen hervorragenden Auftritt hinlegen zu können, das kann definitiv nicht jeder von sich behaupten. Brandt Brauer Frick gehören mit Sicherheit zu den besseren Entdeckungen der jüngeren Zeit.

Brandt Brauer Frick!

Brandt Brauer Frick!

Dreckige Bässe, akustische Feinheiten, Wahnsinnstrompeten

Im Ziegel gab sich mit Stenchman ein Vertreter aus der Kategorie „englische Bassmusik“ die Ehre, was nichts anderes hiess als volle Kanne DUBSTEP!! Die Bässe dröhnten, die Körper wippten und Stenchman scheute sich auch nicht davor ab und zu eine Prise Hiphop einzustreuen. Das am Schluss seines Sets noch alle Gläser im Ziegel auf den Regalen standen, scheint im Nachhinein wie ein kleines Wunder. Wer zwischen den Stages hin und her wechselt, kam in unregelmässigen Abständen immer wieder in den Genuss eines Konzertes auf dem Dach des Fabriktheaters. Mit akustischen Gitarren spielte dort ein Duo ganz ohne Elektronik, was auf grossen Anklang stiess und strahlende Gesichter im Fussvolk zur Folge hatte. Ein wunderbarer Kontrast, ein akustischer Ruhepol in einer elektronischen Musikwelt. Defintiv keine Ruhe gab es jedoch im Clubraum.

CR

Im Clubraum dasselbe wie überall, visuelle und musikalische Spielereien auf hohem Niveau.

AKA AKA feat. Thalstroem waren an der Reihe und was erst nach einem gewöhnlich guten DJ-Set aussah, wurde durch den Trompete und Electronic Wind Instrument spielenden Thalstroem zu einem aussergewöhnlichen Auftritt. Der Kontrast zwischen den treibenden Technobeats und den schaurig schön melancholischen Liveparts mit der Trompete passte fantastisch, die dazugehörenden Lichtspiele und Visuals im Clubraum sorgten für das Übrige. Das war ganz grosse Klasse.

So vergeht an der Lethargy die Nacht wie im Fluge, man wechselt zwischen den Locations hin und her, sieht Brandt Brauer Frick und HipHopper Blake Worrell lange nach ihren Auftritten strahlend auf dem Festivalgelände umherziehen, zieht sich auch mal zurück an den Steg am See und ehe man sich versieht geht die Sonne wieder auf. In einer Art und Weise, welche all die schönen Lichtspiele und Dekorationen auf einmal erblassen lässt. Lethargy 2012 wir freuen uns!

Die Ruhe nach dem Technosturm.

Die Ruhe nach dem Technosturm.



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